Samstag, 14. März 2020

Persönliches Wort des Pfarrers an die Gemeinde

Liebe Menschen in Deidesheim, Forst, Meckenheim, Niederkirchen und Ruppertsberg,

wie Sie wohl alle schon gehört haben, sind alle öffentlichen Messen und Gottesdienste in unseren fünf Kirchen ausgesetzt. Diese Verordnung unseres Bischofs greift ab sofort. So eine Situation hat es meines Wissens noch nie gegeben. Auch in Kriegszeiten – manche haben das ja noch selbst erlebt – gab es Messfeiern. Und in den Zeiten der großen Seuchen hielt man dennoch Gottesdienste.  Ein Mann, der von der Materie viel versteht, schrieb mir dazu: „Das Ganze ist verstörend, aber wohl leider notwendig, um die Verbreitung des Virus zumindest zu verlangsamen. Und vielleicht hilft es uns auch klarer zu sehen, wie wichtig uns manches ist“.

Erlauben Sie mir ein paar Anmerkungen:

  • Meine Gedanken und Gebete sind bei den Erkrankten. Nicht nur in unserem Land, in allen Ländern, wo die Seuche wütet. Wenn man hört, wie bedrohlich die Lage z.B.  in Italien ist, spürt man Beklemmung.
  • Mein Dank geht an alle Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind. Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, auch die Forscher, die fieberhaft an einem Impfstoff arbeiten.
  • Vertrauen sollten wir all denen, die an verantwortlichen Stellen in Politik und Verwaltung in der Krisenbewältigung tätig sind.
  • So viele sind von dieser beispiellosen Krise getroffen. Allein was das finanziell und ökonomisch für Einzelpersonen, kleine Betriebe, Geschäfte, Restaurants, aber auch Großbetriebe und Airlines bedeutet. Auch alle kulturellen Veranstaltungen, oft wochen- und monatelang vorbereitet, sind abgesagt.
  • Aber auch unsere Lebensweise ist auf dem Prüfstand. Vieles Gewohnte können wir die nächsten Wochen nicht so machen wie immer. Viele müssen die Kinderbetreuung organisieren. Viele Familien werden enger zusammen- leben, mit allen Konflikten und Belastungen, die das mit sich bringt. So manche Urlaube und „kleine Fluchten“ müssen gecancelt werden.
  • Im gewissen Sinn sind wir in diesen Tagen alle in Quarantäne. Dieses Wort kommt ja von dem italienischen „quaranta  giorni“, d.h. 40 Tage. Das erinnert an die 40 Tage der Fastenzeit. Und tatsächlich ist diese Corona Krise für uns alle eine ganz besondere Fastenzeit. Vielleicht lernen wir wieder Demut. Weil wir sehen: Wir haben nicht alles in der Hand. Wir sind arme, verwundbare Wesen. Vielleicht überlegen wir: Was und wer ist uns wichtig? Wichtiger als bloß „immer mehr“ von allem Möglichen. Vielleicht spüren wir auch neu, welchen Stellenwert der Gottesdienst, die Eucharistie hat. Jetzt, wo wir sie nicht einfach mitfeiern können. Oder wir gehen einmal allein in die Kirche, um zu beten. Oder spüren vertrauensvoll der Zusage Gottes nach: „Egal was ist. Ich bin bei Dir!“ Hoffentlichentdecken wir den Wert der Solidarität und der Nächstenliebe neu. Auch wenn wir „Sozialkontakte meiden“ sollten, so sind doch die Solidarität und der Zusammenhalt in diesen Zeiten unendlich wichtig. Das gilt es neu zu entdecken.
  • So bitte ich Sie herzlich, zu überlegen: Wo kann ich persönlich helfen? Sei es beim Hüten von Kindern, deren Eltern arbeiten müssen oder bei den Besorgungen für ältere Leute in der Nachbarschaft, um deren Ansteckungsrisiko zu mindern. Oder bei vielen anderen Dingen, bei denen die Menschen Trost und Hilfe brauchen.

Auch wenn es zurzeit keine öffentlichen Gottesdienste gibt: Unsere Kirchen werden zum stillen und privaten Gebet geöffnet sein.  Auch wird in der Pfarrkirche in Deidesheim gelegentlich das Allerheiligste ausgesetzt werden mit dem Segen über die Pfarrei und unsere Ortsgemeinden.

Unser Bischof bittet die Gläubigen der Diözese in dieser Zeit besonders um das Gebet des ‚Engel des Herrn‘ wenn morgens, mittags und abends die Glocke zum Gebet ruft. Kaplan P. Naigin, Pfr. Heintz, Pfr. Herrmann und ich selbst werden jeden Tag die heilige Messe in den Anliegen der Pfarrgemeinde und ihrer Menschen feiern. Auch wenn niemand dabei ist, ist das für uns ein ganz wichtiger Dienst.

So bitte ich Sie um Ihr Gebet und Ihre Treue im Glauben. Gott segne Sie!

Ihr

Bernhard Braun, Pfarrer